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Kleine Hände. Großer Profit. Kinderarbeit, die sich hinter unserer Warenwelt verbirgt
Was der international renommierte Kinderarbeits-Experte Benjamin Pütter seinem Publikum im Rahmen des Vortrags „Kleine Hände – Großer Profit. Kinderarbeit“ am 21. März in der Aula des Oskar-Maria-Graf Gymnasiums präsentierte, war nicht immer leicht zu verdauen. Mehrmals untermauerte ergreifendes Bildmaterial von Kindern, durch Kinderarbeit physisch und psychisch gezeichnet, das Erzählte. Unmenschliche Arbeitsbedingungen in lebensge-fährlichen Umgebungen, so Pütter, und der Umgang mit giftigen oder explosiven Rohstoffen machen den Kindern das Leben zu einer täglichen Qual. Ihre Lebenserwartung beträgt durch diese Belastungen durchschnittlich nur 30 Jahre - für unsere westliche Welt eigentlich unvorstellbar.
Schon seit vielen Jahren ist Benjamin Pütter aktiv im Kampf gegen die Kinderarbeit und hat in Indien schon viele Kinder aus der Kinderarbeit befreit, teilweise unter Gefahr für das eigene Leben. Auf Initiative von Christina Bandl-Bommer hatte der Elternbeirat des Oskar-Maria-Graf Gymnasiums Neufahrn den Freiburger Theologen und Autor zu einem Vortrag über die weltweite Problematik der Kinderarbeit nach Neufahrn eingeladen.
Die Definition von Kinderarbeit, so lernten die Zuhörer, ist, dass eine Person unter 15 Jahren nicht in die Schule gehen darf, weil sie arbeiten muss. Damit grenzt man Kinderarbeit von unterstützender Arbeit im Haushalt oder im landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern ab. Geschätzt sind weltweit 70 Millionen Kinder von Kinderarbeit betroffen.
Anhand konkreter Beispiele entkräftete Benjamin Pütter schnell die weitverbreitete Meinung, dass Kinderarbeit in fernen Ländern stattfindet und wir nichts damit zu tun haben. Das Gegenteil ist leider der Fall. Viele Produkte haben Kinderhände gefertigt: Schokolade, Nüsse für Brotaufstrich, Fußbälle, Teppiche, Räucherstäbchen, seltene Erden für Handys und Batterien, Edelmetalle, Diamanten. Die Liste schien endlos, sogar das Material für Grabsteine und Pflastersteine wird häufig von Kindern aus Steinbrüchen gewonnen.
Doch was können wir dagegen machen? Laut Püttner muss den betroffenen Familien und Kindern eine solide Alternative zur Kinderarbeit geboten werden. Hilfestellung beim Aufbau eigener Kleinbetriebe sichern beispielsweise ein Einkommen für Familien. Schulen und Ausbildungsstätten ermöglichen Kindern Perspektiven durch Bildung. Dazu braucht es jedoch Spendengelder, wie z.B. aus den Sternsinger Sammlungen oder auch privaten Spenden. Eine Schule in Indien für ca. 60 Kinder mit zwei Lehrkräften kostet ungefähr 5000 Euro im Jahr.
Mit unserem Einkaufsverhalten können wir den Markt für Produkte aus Kinderarbeit aktiv reduzieren, beispielsweise durch Beachten des Siegels für Fairen Handel beim täglichen Einkauf. Gute Siegel garantieren eine faire Bezahlung der Produzenten unter akzeptablen Arbeitsbedingungen und unter Ausschluss von Kinderarbeit. Einen Überblick über Siegel gibt es auf www.label-online.de.
Letztendlich konnte das Vortragspublikum mitnehmen, dass der Kampf gegen Kinderarbeit trotz aller Widrigkeiten und trauriger Realitäten nicht hoffnungslos sein muss. „Wir müssen es nur angehen“, resümierte Ralf Heim von der Neufahrner Fair Trade Steuerungsgruppe, „die Gemeinde Neufahrn ist mit der Bewerbung als Fair Trade Town ja bereits einen kleinen Schritt in diese Richtung gegangen“. Er wünscht sich, dass sich viele Mitmenschen diesem Weg anschließen.